Harald Welzer - Weiterbauen am zivilisatorischen Projekt
Gastspiel
Selbst denken, Widerstand leisten, sich engagieren – zu alldem ruft der in Freiburg nicht unbekannte Soziologe Harald Welzer wiederholt auf. Weiterbauen ist sein gegenwärtiger Appell an die moderne Gesellschaft und somit an uns. Weiterbauen an der liberalen Demokratie, an einem funktionierenden, zivilisatorischen Modell, für dessen Weiterentwicklung sich offenkundig niemand interessiert. Seriöse Demokraten begnügen sich mit dem Erhalt des Status Quo, weshalb Konkurrenzsysteme wie Autokratie und Oligarchie wachsenden Zulauf erhalten. "Es fehlen Zukunftsbilder, auch in den Programmen der Parteien", so Harald Welzer. Das Weiterbauen am zivilisatorischen Projekt ist jedoch nicht nur Aufgabe der Politik, sondern eine gesamtgesellschaftliche. Es fordert eine offene Gesellschaft, die ein anderes Verständnis von Wachstum und Konsum entwickelt, die zur Veränderung von Lebensbedingungen, Institutionen und Infrastrukturen bereit ist, vor allem auch ihrer „mentalen Infrastrukturen“: Wahrnehmungsweisen, Gewohnheiten, Problemlösungsstrategien und Selbstbilder. Für Welzer ist alles veränderbar: „Wir brauchen kein Wohlstandsmantra mehr, wohl aber eine Transformation aller Aktivitäten in unserer Gesellschaft hin zur Nachhaltigkeit. Wir müssen weiterbauen am zivilisatorischen Projekt.“ Eine starke Stimme, ein engagierter Demokrat, ein fulminanter Redner.
Harald Welzer ist Mitbegründer der gemeinnützigen Stiftung FUTURZWEI, die sich das Aufzeigen alternativer Lebensstile und Wirtschaftsformen zur Aufgabe gemacht hat und u.a. taz.FUTURZWEI. Magazin für Zukunft und Politik herausgibt. Der ehemalige Direktor des Instituts für Psychologie der Universität Hannover leitet heute das Norbert Elias Center for Transformation Design & Research in Flensburg, lehrt an der Universität St. Gallen und ist Bestsellerautor, u.a. mit „Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand“ (S.-Fischer-Verlag).
Selbst denken, Widerstand leisten, sich engagieren – zu alldem ruft der in Freiburg nicht unbekannte Soziologe Harald Welzer wiederholt auf. Weiterbauen ist sein gegenwärtiger Appell an die moderne Gesellschaft und somit an uns. Weiterbauen an der liberalen Demokratie, an einem funktionierenden, zivilisatorischen Modell, für dessen Weiterentwicklung sich offenkundig niemand interessiert. Seriöse Demokraten begnügen sich mit dem Erhalt des Status Quo, weshalb Konkurrenzsysteme wie Autokratie und Oligarchie wachsenden Zulauf erhalten. "Es fehlen Zukunftsbilder, auch in den Programmen der Parteien", so Harald Welzer. Das Weiterbauen am zivilisatorischen Projekt ist jedoch nicht nur Aufgabe der Politik, sondern eine gesamtgesellschaftliche. Es fordert eine offene Gesellschaft, die ein anderes Verständnis von Wachstum und Konsum entwickelt, die zur Veränderung von Lebensbedingungen, Institutionen und Infrastrukturen bereit ist, vor allem auch ihrer „mentalen Infrastrukturen“: Wahrnehmungsweisen ...