Passage 46

BAR: Keep Smiling

Ultra Lounge trifft Country Doom mit Afterhour Showrock

Ist das noch Rock 'n' Roll? BAR erhält den Kulturpreis der Stadt Freiburg und ein Engagement am Freiburger Theater. Egal, auf jeden Fall ist die alle Schubladen sprengende Freiburger Kultband wieder live zu sehen.


„BAR ist Musik für eine rauchgeschwängerte Spelunke, morgens um vier, dunkel und melancholisch, zäh und tief, akzentuiert und träge. Mit Voodoo-Twang und Zombie-Charme hat die Band die Nacht auf der Bühne einer Rotlicht-Kneipe verbracht, um morgens mit einem Konterschnaps dem neuen und bitteren Tag entgegen zu trinken. Musik für Szenen der Einsamkeit in der tristen Öde grauer Metropolen oder in weiten, windzerzausten Wüsteneien. Dort, wo der Mensch stets unbehaust ist, verweigern BAR sich seit Jahrzehnten erfolgreich der Steigerungslogik popkultureller Aufmerksamkeitsökonomie. Hier gibt es kein zu viel, kein zu schnell, und auf keinen Fall unnötige Gefühle – BAR sind hier, um uns zu sagen, dass nichts jemals okay sein wird.“ (Ingo Leistner und Kristina Jung in ihrer Laudatio zum Reinhold-Schneider-Preis)
Nachdem im Mai 2018 der Longplayer „Keep smiling“ bei Rookie Records erschienen war, überraschte die Stadt Freiburg die Jungs von BAR mit der Nachricht, sie hätten den ReinholdSchneider-Preis gewonnen. Der renommierte Kulturpreis der Stadt wird alle zwei Jahre abwechselnd in den Sparten Bildende Kunst, Literatur und Musik vergeben. Eine Rock- oder PopBand war noch nie unter den Preisträgern – und jetzt BAR?
Warum verleiht die Stadt Freiburg einer Band wie BAR ihren Kulturpreis und ist das noch Rock 'n' Roll? Ja und Nein, denn BAR haben sich in ihrer Bandgeschichte (auch schon als Liquid Laughter Lounge Quartet) nie darum geschert, ob das jetzt Rock 'n' Roll ist, was sie machen, und in welche Schublade sie passen könnten. Sie haben die Musik gemacht, die sie machen wollten, ja machen mussten, die sich aus dem Innersten nach außen drängte. Und wahrscheinlich ist es diese Kompromisslosigkeit, dieses nonchanlante „Fuck You“ an Erwartungshaltungen und ökonomische Verwertbarkeit, die BAR nun den Preis eingebracht hat.
Und dann ein Engagement am Freiburger Theater – noch so ein Hort der Bürgerlichkeit! Auch hier schaffen es BAR, unbeirrt ihr Ding durchzuziehen. Die gestellte Aufgabe war: Bearbeitet die Songs von Velvet Undergrounds „Bananen-Platte“ und weitere Stücke von Lou Reed und spielt sie im Theaterstück „Factory“ unter der Mitwirkung von Schauspieler*innen. Unter der Regie des Regisseurs Stef Lernous war schon mal keine allzu bürgerliche Inszenierung zu erwarten. Im Gegenteil: Mit seiner Gruppe „Abattoir fermé“ ist der Belgier bekannt für Trash, Splatter und opulente Dramatik mit viel Blut, Farbe, Geschmiere und Glitzer.
Dem Spektakel begegnen BAR mit maximaler Coolness. Zwar erkennt man jedes Stück fast auf Anhieb, doch sind es ganz eigene Interpretationen im speziellen BAR-Modus: langsamer, reduzierter, düsterer, gehäutet bis auf die eigentliche Essenz der Songs.
Weil BAR-Gitarrist Oliver Meier sich das exzessive Zeitpensum, das so eine Theaterproduktion verlangt, beruflich und privat nicht aus den Rippen schneiden konnte, haben BAR den Karlsruher Gitarristen Nicolas Sturm verpflichtet – kein Unbekannter, spielt er doch schon seit Jahren mit BARSchlagzeuger Jeremy Dhôme bei „Nicolas Sturm & Das Klingen-Ensemble“. Aktuell stehen noch einige Vorstellungen im Frühjahr 2019 auf dem Theater-Programm, weitere sind geplant


Ab März sind Sänger Jens Teichmann, Gitarrist Oliver Meier, Kontrabassist Markus Heinzel und Schlagzeuger Jeremy Dhôme auch wieder anderweitig on stage zu sehen und zu hören. Die acht Songs von „Keep Smiling“ wollen auf die Club-Bühne. Dreieinhalb Jahre haben BAR sich seit ihrem Debut Zeit gelassen, um die neue Platte zu entwickeln. Entsprechend gut abgehangen sind die Stücke – jeder einzelne Ton ist genau da, wo er sein muss, um maximale Wirkung zu entfalten, flirrend-melancholisch, gleichzeitig zeitlos und aus der Zeit gefallen. Und auch die eine oder andere Interpretation aus dem Velvet-Underground-Universum hat es ins Set geschafft. Ganz nackt, ohne Blut und Glitzer, kommen die Songs noch viel intensiver. „It comes in waves, pouring down.“ - am besten mit einem kühlen Getränk, geschlossenen Augen und weit offenen Ohren zu konsumieren.


Reviews „Keep Smiling“ (Aufgenommen und gemastert im Liquidstudio, abgemischt von Alexander Hacke)
„Keep Smiling“, ein sarkastischer Titel für ein randvoll mit avantgardistisch-düsterem Americanabluesrock (jepp, geht) angefülltes Album, das perfekt in das Endneunziger-Glitterhouse-Programm gepasst hätte. (OX-FANZINE)
Wahnsinn oder Wahrheit? Widersprüche sind da, um sie auszuhalten. Bar bewegt sich in gewohnten Gefilden - grob gesagt Zeitlupen-Country-and-Roll -, die Musiker lassen sich aber noch mehr Zeit zum Erzählen, mischen mehr Farben und Dreck in die Songs. Risse, Unschärfen und Fehler verleihen den Bildern eine ganz eigene Sprache, was das Quartett so ziemlich einzigartig macht. (Badische Zeitung)
Die schwermütigste aller Freiburger Schwermut-Bands veröffentlichte ihr zweites Album. Das ist einmal mehr, nun ja, sehr schwermütig geworden. (Der Sonntag)
Stellt euch mal spontan vor, Tom Waits, Nick Cave und Iggy Pop würden in einer neuen Episode von Twin Peaks in einer schummrigen Bar versumpfen und düstere Gedanken austauschen. [...] Den Soundtrack dazu gäbe es bereits. (Guitar)
Bar setzen bei Keep Smiling auf den feinsinnigen und bedächtigen Songwriter-Indie-Pop eines Bill Callahan, den sie mit dem verzerrten Alternative-Avantgarde-Sound eines Tom Waits vermählen. Mysteriös, zeitlupenhaft, gespenstisch und wie aus dem Soundtrack eines David Lynch-Films erhebt sich „Bad Groove“ als Album-Opener. (Sounds and Books)
Was ein abgefahrenes Stück Musik! Ich finde mich irgendwo zwischen Begeisterung, Wahnsinn, Bedrohung und bedingungsloser Kapitulation wieder – Leute, bildet euch eine eigene Meinung… ich bin gerade auf der intensiven Suche nach meinem Verstand! (Handwritten Mag)

Ist das noch Rock 'n' Roll? BAR erhält den Kulturpreis der Stadt Freiburg und ein Engagement am Freiburger Theater. Egal, auf jeden Fall ist die alle Schubladen sprengende Freiburger Kultband wieder live zu sehen.


„BAR ist Musik für eine rauchgeschwängerte Spelunke, morgens um vier, dunkel und melancholisch, zäh und tief, akzentuiert und träge. Mit Voodoo-Twang und Zombie-Charme hat die Band die Nacht auf der Bühne einer Rotlicht-Kneipe verbracht, um morgens mit einem Konterschnaps dem neuen und bitteren Tag entgegen zu trinken. Musik für Szenen der Einsamkeit in der tristen Öde grauer Metropolen oder in weiten, windzerzausten Wüsteneien. Dort, wo der Mensch stets unbehaust ist, verweigern BAR sich seit Jahrzehnten erfolgreich der Steigerungslogik popkultureller Aufmerksamkeitsökonomie. Hier gibt es kein zu viel, kein zu schnell, und auf keinen Fall unnötige Gefühle – BAR sind hier, um uns zu sagen, dass nichts jemals okay sein wird.“ (Ingo Leistner und Kristina Jung in ihrer Laudatio ...

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