Kleines Haus

Orpheus + Eurydike

Die Orphischen Zyklen // in englischer Sprache // Mit Pause

Ein Schlangenbiss. Ein Künstler, dessen Musik Steine bewegt, Affekte bändigt und Ungeheuer bezwingt. Ein einziger, verbotener Blick… – In unzähligen Bearbeitungen liegt der antike Stoff um die (un)sterbliche Liebe zwischen Orpheus und Eurydike vor. Das ist kaum verwunderlich, sind es doch die elementaren Motive des Menschlichen, die hier verhandelt werden: die Liebe, die Kunst und der Tod. Der populäre Mythos selbst leitet sich aus der noch älteren Erzählung um Demeter ab, die ihre Tochter Persephone an Hades und die Unterwelt verlor. Ihr zu Ehren wurden im antiken Griechenland mehrtägige Mysterien gefeiert, bei denen Tänze und gemeinsames Musizieren, Gesang, Schreie und Klagen zu zentralen Bestandteilen der rituellen Suche nach Persephone wurden.

In einem wilden Reigen des ewigen Werdens und Vergehens und in einer Verschränkung antiker und indoeuropäischer Sagen sowie zeitgenössischer Stoffe interpretiert die isländische Universalkünstlerin Erna Ómarsdóttir den Orpheus-Mythos neu. Mit einem gemischten Ensemble aus Schauspieler_innen des Theater Freiburg und Tänzer_innen der Iceland Dance Company untersucht sie die Metamorphosen und die reproduktiven Kräfte von Kultur und Kunst. Wild, laut und archaisch erzählt sie die Geschichte des Ringens mit der Unterwelt, die im Laufe der Zeit aus Mutter Erde einen berühmten Leierspieler und aus ihrem Spross seine tragische Braut gemacht haben.

Erna Ómarsdóttir stemmt sich in ihrem neuen Borderline-Musical (eines mit einem Augenzwinkern von ihr selbst geschaffenen Genres, das die Grenzen der menschlichen Ausdrucks auszuloten versucht) gemeinsam mit dem Ensemble gegen die Urgewalten von Natur und Kultur – und somit gegen die Dualismen von Leben und Tod, Verstand und Gefühl, künstlerischem Schaffen und Stille, Mann und Frau… – Wer hat das Goldene Vlies? Woher kommen die Schlangen? Und will Eurydike eigentlich zurück?

Erna Ómarsdóttir ist eine preisgekrönte Choreografin, Performerin und Sängerin, Bildende und Video-Künstlerin, Kuratorin, Dramaturgin und Künstlerische Leiterin der Iceland Dance Company. Diese Vielseitigkeit begründet sie selbst damit, dass in einem so kleinen Land wie Island die Grenzen zwischen den Kunstformen zwangsläufig fließend seien. Dennoch hat die Expertin für innovative, inter- und transdisziplinäre Kunstprojekte bisher noch nie mit klassisch ausgebildeten Schauspieler_innen und an der Schnittstelle zwischen Sprechtheater, Tanz und Musik gearbeitet. Zu dieser Herausforderung haben das Theater Freiburg, das NORDWIND Festival und Kampnagel Hamburg sie nun eingeladen.



Ein Schlangenbiss. Ein Künstler, dessen Musik Steine bewegt, Affekte bändigt und Ungeheuer bezwingt. Ein einziger, verbotener Blick… – In unzähligen Bearbeitungen liegt der antike Stoff um die (un)sterbliche Liebe zwischen Orpheus und Eurydike vor. Das ist kaum verwunderlich, sind es doch die elementaren Motive des Menschlichen, die hier verhandelt werden: die Liebe, die Kunst und der Tod. Der populäre Mythos selbst leitet sich aus der noch älteren Erzählung um Demeter ab, die ihre Tochter Persephone an Hades und die Unterwelt verlor. Ihr zu Ehren wurden im antiken Griechenland mehrtägige Mysterien gefeiert, bei denen Tänze und gemeinsames Musizieren, Gesang, Schreie und Klagen zu zentralen Bestandteilen der rituellen Suche nach Persephone wurden.

In einem wilden Reigen des ewigen Werdens und Vergehens und in einer Verschränkung antiker und indoeuropäischer Sagen sowie zeitgenössischer Stoffe interpretiert die isländische Universalkünstlerin Erna Ómarsdóttir den Orpheus-Mythos neu. Mit ...

Schauspiel

Mitwirkende

Regie und Choreografie Erna Ómarsdóttir // Ausstattung Gabríela Friðriksdóttir // Komposition und Arrangements Valdimar Jóhannsson, Skúli Sverrisson // Videodesign Valdimar Jóhannsson // Text und Übersetzung Bjarni Jónsson // Dramaturgie Tamina Theiß // Mit Felix Urbina Alejandre, Una Björg Bjarnadóttir, Thieß Brammer, Victor Calero, Janna Horstmann, Henry Meyer, Stefanie Mrachacz, Ho-Ching Charmene Pang, Saga Sigurðardóttir, Michael Witte //

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"Choreographin Erna Ómarsdóttir bringt isländische Tänzer:innen mit dem Ensemble des Theater Freiburg zusammen. Sie will Ovids Stoff um "Orpheus + Eurydike" in ein Borderline-Musical verwandeln. Es kommt aber eher ein Trashical dabei heraus. Und das macht richtig Spaß! ...Der Abend beginnt mit leichtem Bodennebel, in den die Akteure nach und nach ihre Zutaten für einen zünftigen Mythos rühren. Anfangs versucht man ihnen noch zu folgen, was sie über Götter und Helden erzählen, aber je mehr sich die Stimmen überlagern, erkennt man, dass es eher ums Wabern als um distinkte Aussagen geht, um Positionen und Formen. ... Die vorherrschende Form ist der Kreis. Elf kleine, multifunktionale Trampoline, die mal zum schildbewehrten Schiffsrumpf, mal zum Wehrturm formiert werden, auf denen aber auch bisweilen gehüpft wird. Auch die Bewegungsmuster der Akteure sind ein ewiges Rühren, das mal in einen Reigen um das große Mysterientrampolin mündet. ... Aus dieser Gemengelage tauchen immer wieder Einzelbilder auf, die sich wie tolle Hooklines oder markante Riffs ins beiseite gelegte Hirn fräsen. ... Mit einem Gespür für den Wunsch des Publikums nach erkennbarer Story werden auch geschickt einzelne Abenteuer choreographisch ausgekostet. .... was dann den Tänzer*innen die Gelegenheit gibt, etwas von ihrer Virtuosität hineinzuschlängeln." (Jürgen Reuß, nachtkritik.de, 18. Dezember 2021) Zur vollständigen Rezension geht es hier

Wie die Tänzer nicht tanzen – manchmal blitzt ihr Können sekundenlang auf –, singt Orpheus nicht. Als ihm Eurydike abhanden kommt, verharrt er sehr lange stumm und nackt (von hinten) auf dem Trampolin; nur sein Rücken spricht. Aber dann: Kurz bevor er von den Mänaden – mit Heugabeln, Speeren und Dreizacken in feministischem Lila – zerrissen wird, erhebt er seine vom nahenden Ende gezeichnete Stimme und presst F. R. Davids "Words (Don’t Come Easy)" heraus, den ganzen Song. In dieser Begegnung von Popkitsch und Antikkult hat das "Boderline-Musical" seinen Sinn, so scheint es, erfüllt. Man nehme Versatzstücke der Orphischen Argonautika, Homer, Ovid "u.v.m" – wie es im Programmheft heißt –, rühre sie kräftig umeinander, würze sie mit Popsongs und aktuellen Reizwörtern wie "Follower". Und schon ist sie da, die Wundertüte aus dem europäischen Norden, wo die Leute bekanntlich an Elfen und andere Fabelwesen glauben. Es gibt betörende Bilder in dieser Produktion, die auf dem schmalen Grat zwischen Trash und Pathos wandert. (Bettina Schulte, Badische Zeitung, 19. Dezember 2021) Zur vollständigen Rezension geht es hier

"Ómarsdóttir bezeichnet ihre Mythenverquirlung scherzhaft als „Borderline-Musical“. Was als Genre zwar gar nichts aussagt, aber einen Eindruck davon gibt, wo die isländische Choreografin hin möchte: an die Grenze, und dann weiter. … „Orpheus + Eurydike“ ist gleichzeitig ernsthaft und ironisch, albern und tragisch, Schauspiel und Tanz. Eine Überforderung, die man erst einmal zulassen muss, aber wenn man sie zulässt, ist man beglückt und atemlos." (Falk Schreiber, Hamburger Abendblatt, 29.01.2022) Zur vollständigen Rezension geht es hier

ORPHEUS + EURYDIKE – Die orphischen Zyklen ist eine Koproduktion des Theater Freiburg und der Iceland Dance Company mit dem NORDWIND Festival und Kampnagel Hamburg. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gefördert durch den Innovationsfonds Kunst des Landes Baden-Württemberg.