Totentanz
August Strindberg // Premiere 16.12.2017
Eine Intimität unter Feinden? So muss man sich das langjährige Ehe-Arrangement zwischen Alice und Edgar vielleicht vorstellen: Gebannt in einen permanenten Kampfmodus zählt längst nicht mehr, was Wahrheit und was Lüge ist, es entscheidet alleine, was die größten Wunden reißt. Und also tänzeln Alice und Edgar unablässig durch ihre zerstörte Ehe wie durch einen Boxring, jederzeit bereit für den nächsten Ausfallschritt. Eine etwaige Parade wird dabei überhaupt nicht in Betracht gezogen. Und so kommt es, dass die Schläge treffen. Hart und zielgerichtet.
August Strindberg hat in seinem Leben viele Schläge einstecken müssen, er wurde aber auch nicht müde, auszuteilen: „Sie ist der schlechteste und gemeinste Mensch, den ich getroffen habe, der dümmste und hässlichste, in einer Weise; zuweilen aber auch der Gegensatz von alledem!“, notiert er nicht gerade zimperlich über Harriet Bosse, zu dieser Zeit (noch) seine (dritte) Ehefrau. Angezogen und abgestoßen zugleich versucht Strindberg, sich in seinem Leben immer wieder auf Beziehungen einzulassen – und sammelt dabei zerstörte Ehen an wie andere Leute Boxershorts. Immer hat er dabei die flehentliche Frage auf den Lippen, ob nicht die große Liebe doch noch einmal zurückkehren wird. Es ist die Frage, die ihn zeitlebens nicht loslassen und die er literarisch immer wieder durcharbeiten wird. In seinen literarischen Versuchsanordnungen leckt er sich keineswegs die Wunden, sondern stößt sofort ins Zentrum der quälenden Auseinandersetzung. Strindberg konnte nicht anders. Im Leben ebenso wenig wie in der Kunst. Und wir stehen heute staunend vor so viel Schonungslosigkeit – und so viel Wahrheit.
Die junge holländische Regisseurin Liliane Brakema, deren WILDENTE zum niederländischen Theatertreffen 2016 eingeladen war, nimmt sich den intimen Verwundungen der Eheleute an und gibt mit ihrer Inszenierung von Strindbergs Ehedrama ihr Deutschland-Debüt.
Eine Intimität unter Feinden? So muss man sich das langjährige Ehe-Arrangement zwischen Alice und Edgar vielleicht vorstellen: Gebannt in einen permanenten Kampfmodus zählt längst nicht mehr, was Wahrheit und was Lüge ist, es entscheidet alleine, was die größten Wunden reißt. Und also tänzeln Alice und Edgar unablässig durch ihre zerstörte Ehe wie durch einen Boxring, jederzeit bereit für den nächsten Ausfallschritt. Eine etwaige Parade wird dabei überhaupt nicht in Betracht gezogen. Und so kommt es, dass die Schläge treffen. Hart und zielgerichtet.
August Strindberg hat in seinem Leben viele Schläge einstecken müssen, er wurde aber auch nicht müde, auszuteilen: „Sie ist der schlechteste und gemeinste Mensch, den ich getroffen habe, der dümmste und hässlichste, in einer Weise; zuweilen aber auch der Gegensatz von alledem!“, notiert er nicht gerade zimperlich über Harriet Bosse, zu dieser Zeit (noch) seine (dritte) Ehefrau. Angezogen und abgestoßen zugleich versucht Strindberg, sich in ...
Schauspiel
Regie Liliane Brakema // Bühne und Kostüm Sammy van den Heuvel // Musik Bauke Moerman // Licht Mario Bubic // Ton Sven Hofmann // Dramaturgie Heiko Voss // Mit Victor Calero (Edgar), Marieke Kregel (Alice), Martin Hohner (Kurt) //
„Die Regie arbeitet hier stark mit den Mitteln der Pantomime. Und der großartige Sound von Bauke Moerman umhüllt das Geschehen mit einer Klanghaut, die mal kaum wahrnehmbar ist, mal angenehm leichte Stimmung erzeugt, mal schockhaft schmerzt. Ein Sound wie das Leben, das auch für Edgar und Alice weitergeht. Ist das jetzt ein Happy End in diesem fein austarierten, klug durchdachten, dichten Kammerspiel? Oder nur ein vorübergehender Trost? So oder so: Das Premierenpublikum war jedenfalls hellauf begeistert.“
(Bettina Schulte, Badische Zeitung, 18.12.2017)
Zur vollständigen Rezension geht es hier
„Mit der Inszenierungsidee und der schauspielerischen Leistung trifft das Stück, dem tosenden Schlussapplaus nach zu urteilen, voll den Geschmack des Publikums.“
(Jürgen Reuß, Nachtkritik, 16.12.2017)
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