Die sieben Todsünden & Motherland
Uraufführung // Kurt Weill & Bertolt Brecht // Kata Wéber
DIE SIEBEN TODSÜNDEN
Ballett mit Gesang von Kurt Weill // Text von Bertolt Brecht
Uraufführung der Fassung für 15 Spieler von HK Gruber/Christian Muthspiel
MOTHERLAND
Kata Wéber // Uraufführung // Deutsch von Orsolya Kalasz
Um Geld für ein kleines Eigenheim am Mississippi zu verdienen, werden die Schwestern Anna I und Anna II aus den Südstaaten von ihrer Familie auf eine siebenjährige Reise durch sieben US-amerikanische Städte geschickt. „Die eine der beiden Annas ist die Managerin, die andere die Künstlerin; die eine (Anna I) ist die Verkäuferin, die andere (Anna II) ist die Ware“, erläutert Bertolt Brecht zu Beginn seines Librettos. Während die Künstlerin Anna II anfangs noch auf ein Leben beharrt, das menschliche Eigenschaften und Anwandlungen wie Faulheit, Lust, Stolz oder Zorn erlaubt, treibt ihr anderes Ich, Anna I, sie zu immer mehr Selbstoptimierung und Anpassung an die Gesetze des Marktes.
Kurt Weill komponierte DIE SIEBEN TODSÜNDEN im Pariser Exil, wohin er nach der Machtübernehme der Nationalsozialisten geflohen war. Ein letztes Mal tat er sich mit Bertolt Brecht zusammen, mit dem er bahnbrechende Musiktheaterwerke wie MAHAGONNY und DIE DREIGROSCHENOPER kreiert hatte. Am 7. Juni 1933 erlebten DIE SIEBEN TODSÜNDEN im Pariser Théâtre des Champs-Élsysées in deutscher Sprache ihre Uraufführung.
Kornél Mundruczó gehört sowohl als Film- wie auch als Opern- und Schauspielregisseur zu den aufregendsten Künstlern Europas. Die Produktionen seines ungarischen Proton Theatre sind auf den Theaterfestivals in Avignon, Wien, Brüssel, Adelaide, Seoul oder bei der RuhrTriennale zu sehen, während Mundruczós Spielfilme wie DELTA (2008) oder UNDERDOG (2014) z. B. in Cannes mehrfach ausgezeichnet wurden. Für seine Inszenierung IMITATION OF LIFE war er 2017 für den Deutschen Theaterpreis Der Faust nominiert. Als Musiktheaterregisseur debütierte Mundruczó 2014 an der Vlaamse Opera Antwerpen mit einer zugleich politischen, sinnlichen wie intelligenten Verknüpfung aus Bartóks HERZOG BLAUBARTS BURG und Schuberts WINTERREISE.
Seine Inszenierung der SIEBEN TODSÜNDEN kombiniert Mundruczó mit dem Schauspiel MOTHERLAND der Autorin Kata Wéber, mit der er kontinuierlich zusammenarbeitet. Diese Uraufführung greift Weills und Brechts Thema der kapitalistischen Ausbeutung und Machtausübung innerhalb von Familien auf und führt es in unsere Gegenwart: Eine Mutter trainiert ihre kleine Tochter für eine Schönheitskonkurrenz und schreckt selbst vor drastischen Maßnahmen nicht zurück.
DIE SIEBEN TODSÜNDEN
Ballett mit Gesang von Kurt Weill // Text von Bertolt Brecht
Uraufführung der Fassung für 15 Spieler von HK Gruber/Christian Muthspiel
MOTHERLAND
Kata Wéber // Uraufführung // Deutsch von Orsolya Kalasz
Um Geld für ein kleines Eigenheim am Mississippi zu verdienen, werden die Schwestern Anna I und Anna II aus den Südstaaten von ihrer Familie auf eine siebenjährige Reise durch sieben US-amerikanische Städte geschickt. „Die eine der beiden Annas ist die Managerin, die andere die Künstlerin; die eine (Anna I) ist die Verkäuferin, die andere (Anna II) ist die Ware“, erläutert Bertolt Brecht zu Beginn seines Librettos. Während die Künstlerin Anna II anfangs noch auf ein Leben beharrt, das menschliche Eigenschaften und Anwandlungen wie Faulheit, Lust, Stolz oder Zorn erlaubt, treibt ihr anderes Ich, Anna I, sie zu immer mehr Selbstoptimierung und Anpassung an die Gesetze des Marktes.
Kurt Weill komponierte DIE SIEBEN TODSÜNDEN im Pariser Exil, wohin er nach der Machtübernehme ...
Musiktheater
Musikalische Leitung Ektoras Tartanis // Regie, Konzept Kornél Mundruczó // Adaption Kata Wéber // Bühne Márton Ágh, Kornél Mundruczó // Kostüme Milagros Pia Del Pilar Salecker // Musik MOTHERLAND Asher Goldschmidt // Dramaturgie Rüdiger Bering, Soma Boronkay // Mit Inga Schäfer (Die sieben Todsünden / Anna I), Nora Buzalka (Die sieben Todsünden / Anna II), Roberto Gionfriddo (Die sieben Todsünden / Vater), Junbum Lee (Die sieben Todsünden / Bruder I), John Carpenter (Die sieben Todsünden / Bruder II), Jin Seok Lee (Die sieben Todsünden / Mutter), Nora Buzalka (Motherland / Elle), Sinja Neumann (Motherland / Minime) //
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"[...]Nora Buzalka und Sinja Neuman ziehen das Ganze beeindruckend energetisch durch, und die Message – Leute, wollt ihr eure Kinder wirklich als Beautyzombies auf dem Altar des Konsumismus opfern? – kommt auch rüber. Nur: Theater als Clockwork-Orange-Sonderbehandlung – funktioniert das? Wahrscheinlich individuell schmerzgrenzenabhängig. Umso entspannender, wenn dann B/W einsetzen. Das Orchester unter Leitung von Ektoras Tartanis weiß mal amerikanisch beschleunigte Heurigen-Stimmung, mal Musical ohne Steptanz, mal Madrigaliges elegant anklingen zu lassen. Wunderbar, wie die vier Voyeure (Roberto Gionfriddo, Jin Seok Lee, Junbum Lee, John Carpenter) im Barber-Shop-A-Capella zwischen Zorn und Fresssucht gegen Anna ansingen. Anna 1 (Inga Schäfer) führt Anna 2 (Nora Buzalka) mit fester Stimme durch Unzucht, Habsucht und Neid bis ins Puppenstübchen am Mississippi.[...]" (Jürgen Reuß, nachtkritik.de, 17. Juli 2020) Zur vollständigen Rezension geht es hier
"[...]manchmal schaltet man als Betrachter in den Pandemie-Modus und denkt, die da oben auf der Bühne kommen sich aber verdammt nahe, Mundruczó hat sie aber so raffiniert inszeniert, dass sie sich nie direkt gegenüber stehen. Covid 19-Tröpfchen, so sie denn vorhanden sein sollten, hätten sicherlich keine Chance, sich irgendwo einzunisten." (Jürgen Berger, Süddeutsche Zeitung, 20. Juli 2020) Zur vollständigen Rezension geht es hier
"[...]Den eigentlichen Höhepunkt des Abends aber liefert die Musik, die sich durchaus an der Dreigroschenoper und an Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, an das sie stellenweise stark anklingt, messen lässt. Die Österreicher HK Gruber, der sich seit langem gewissenhaft mit Kurt Weill beschäftigt, und der Jazzer, Dirigent und Komponist Christian Muthspiel haben 2019 eine reduktionistische (und also auch in kleineren Theatern aufführbare) Fassung der Partitur für 15 Spieler hergestellt, die in Freiburg uraufgeführt wurde. Der schlanke Klang schadet dem Stück nicht im geringsten, zumal er den charakteristischen Weill-Sound beibehält. Ektoras Tartanis dirigiert das Philharmonische Orchester Freiburg mit Schwung und Konzentration, Inga Schäfer ist eine vorzügliche, im Vergleich zu Interpreten wie Marianne Faithfull oder Peaches geradezu „opernhafte“ Anna 1, die 1933 von Lotte Lenya dargestellt wurde, und die Herren Roberto Gionfriddo, Jin Seok Lee, Junbum Lee und John Carpenter, wie Inga Schäfer zum hauseigenen Ensemble gehörend, geben Annas schamlose Familie in satirisch stilisierter Darstellung sängerisch durchweg erfreulich.[...]" (Thomas Rothschild, Kultura Extra, 17. Juli 2020) Zur vollständigen Rezension geht es hier
"[...] Der Übergang zu Kurt Weills „Die sieben Todsünden“ gelingt fließend. Jetzt ist die Mutter als Anna 2 in der Opferrolle. Die züchtig gekleidete Anna 1 (Inga Schäfer) verliert ihre Moral im kapitalistischen System (Kostüme: Pia Salecker). Und rät Anna 2 im schnellen Walzer „Stolz“: „Tu, was man von dir verlangt und nicht, was du willst, dass sie von dir verlangen.“ Die vierköpfige Familie (mit geschmeidigem Comedian-Harmonists-Sound: Roberto Gionfriddo, Jin Seok Lee, Junbum Lee, John Carpenter) macht sich im Haus breit und kommentiert zynisch das Geschehen. Das Philharmonische Orchester Freiburg spielt Kurt Weills eingängige, mit Banjo und Saxofon, mit Synagogengesang, Foxtrott und Walzer gewürzte Musik in der uraufgeführten Fassung für 15 Spieler von HK Gruber und Christian Muthspiel präzise und süffig (Leitung: Ektoras Tartanis).[...]" (Georg Rudiger, nmz online, 19. Juli 2020) Zur vollständigen Rezension geht es hier
"[...]Inga Schäfer verleiht den Songs die genau richtige Mischung von Leichtigkeit und Pathos, das am Ende beim Marsch der siebten Todsünde „Neid“ zu dissonanten Akkorden zunimmt: „Iss nicht und sei nicht träge, die Strafe bedenk, die auf Liebe steht. Bedenk, was geschieht, wenn du tätst, was dir läge, nütze die Jugend nicht, denn sie vergeht.“ Am Ende wird das Drama von „Motherland“ fortgesetzt und eskaliert. Nora Buzalka schreit als lieblose Mutter, die zum Monster wird: „Ich habe Dich erschaffen, mein Kind!“, während sich Sinja Neumann als Tochter ihren Tod wünscht, bevor sie am Ende nochmals die Stimme hebt: „Wir werden gewinnen, versprochen! [...]“ (Georg Rudiger, Die deutsche Bühne, 19. Juli 2020) Zur vollständigen Rezension geht es hier
"[...]Ein großer spartenübergreifender Abend, bei dem man trotz der vorherrschenden Hygienevorschriften fast vergisst, dass Corona herrscht. Ob als Konsequenz einer Sünde oder nicht…" (Alexander Dick, Badische Zeitung, 18. Juli 2020) Zur vollständigen Rezension geht es hier
„Das ist ein Thriller und ein Gesamtkunstwerk, was hier geboten wird.“ (Bernhard Doppler // Deutschlandradio Kultur, 16. Juli 2020) [Zur vollständigen Rezension geht es hier] www.audiolibrix.de/en/Podcast/...
"[...] (Nora) Buzalka, die eigentlich am Wiener Burgtheater arbeitet, ist in der Uraufführung von MOTHERLAND eine gefährliche Mutterkrähe, die zehnjährige Sinja Neumann ein Tochterküken, das seine Stimme gezielt in schrille Höhen treiben und als Stoppschild gegen den mütterlichen Optimierungswahn einsetzen kann. (…) Inga Schäfer ist als Anna 2 ganz der Rendite verpflichtet, warnt aber auch vor den Versuchungen des Kapitalismus. Eine nette Schwester ist das, gleichzeitig Zuhälterin und Beichtmutter. Die weiß, was sie tut, die Kleinbürgerfamilie im Hintergrund dagegen nicht. Dazu agieren die Sänger Roberto Gionfriddo (Vater), Jin Seok Lee (Mutter), Junbum Lee (Bruder 1) und John Carpenter (Bruder 2) zu naiv raffgierig. Auch in diesem Fall zeigt Mundruczó, was für ein hervorragender Regisseur er ist, schließlich hat er die Freiburger Opernsänger so inszeniert, dass man sie für Schauspieler halten könnte.[...]" (Jürgen Berger, Schwäbische Zeitung, 22.07.2020) (Jürgen Berger // Schwäbische Zeitung, 22. Juli 2020) Zur vollständigen Rezension geht es hier
In Kooperation mit Proton Theatre Budapest