Prima Facie
Zum letzten Mal in dieser Spielzeit // Monolog von Suzie Miller // Deutsch von Anne Rabe
Ein Prima-Facie-Beweis (Latein für „Auf den ersten Blick“) beschreibt die juristische Annahme, dass eine typische Situation auch tatsächlich typisch verlaufen ist, solange nicht das Gegenteil – zum Beispiel eine Schuld – eindeutig bewiesen wurde.
An diesen Grundsatz glaubt auch Tessa Ensler, eine junge und aufstrebende Strafverteidigerin. Sie hat sich unter anderem auf die Verteidigung in Sexualstrafprozessen spezialisiert und beherrscht die Methoden des Kreuzverhörs und der Beweisführung gegen die Kläger_innen in Perfektion. Es geht schließlich um Wahrheit, um die juristische Wahrheit. Die Aufgabe der Verteidigerin ist es lediglich, die beste Geschichte ihrer Mandant_innen zu erzählen.
Tessas abgebrühter Glaube an das Funktionieren und die Gerechtigkeit dieses Systems wird schmerzhaft erschüttert, als sie bei einem Date selbst Opfer einer Vergewaltigung wird und sich nun in einer ganz anderen Rolle vor Gericht wiederfindet – wohl wissend, dass die Chance auf Verurteilung bei Sexualdelikten verschwindend gering ist. Denn wie so oft steht auch hier Aussage gegen Aussage.
Suzie Miller, Autorin und selbst ehemals Strafverteidigerin, zeichnet in diesem preisgekrönten und vielfach aufgeführten Monolog nach, wie die (meist weibliche) Erfahrung von sexualisierter Gewalt nicht den Logiken der Beweisführung eines patriarchalen Rechtssystems folgt. Und dass ihr genau aus diesem Grund so selten Gerechtigkeit zuteil wird. Von Schuldumkehr und Rape Culture, von Nein heißt Nein oder Nur Ja heißt Ja – Suzie Millers PRIMA FACIE, 2019 in Sydney uraufgeführt, spiegelt die juristischen und gesellschaftlichen Debatten um sexuelle Selbstbestimmung und die Strafrechtsreformen der letzten Jahre eindrücklich wider.
Ein Prima-Facie-Beweis (Latein für „Auf den ersten Blick“) beschreibt die juristische Annahme, dass eine typische Situation auch tatsächlich typisch verlaufen ist, solange nicht das Gegenteil – zum Beispiel eine Schuld – eindeutig bewiesen wurde.
An diesen Grundsatz glaubt auch Tessa Ensler, eine junge und aufstrebende Strafverteidigerin. Sie hat sich unter anderem auf die Verteidigung in Sexualstrafprozessen spezialisiert und beherrscht die Methoden des Kreuzverhörs und der Beweisführung gegen die Kläger_innen in Perfektion. Es geht schließlich um Wahrheit, um die juristische Wahrheit. Die Aufgabe der Verteidigerin ist es lediglich, die beste Geschichte ihrer Mandant_innen zu erzählen.
Tessas abgebrühter Glaube an das Funktionieren und die Gerechtigkeit dieses Systems wird schmerzhaft erschüttert, als sie bei einem Date selbst Opfer einer Vergewaltigung wird und sich nun in einer ganz anderen Rolle vor Gericht wiederfindet – wohl wissend, dass die Chance auf Verurteilung bei Sexualdelikten ...
Schauspiel
Konzept Stefanie Mrachacz, Linda Graf // Ausstattung Isabell Pollmann // Licht Samuel Herger // Dramaturgie Linda Graf // Mit Stefanie Mrachacz (Tessa Ensler) //
Inhaltswarnung: In dieser Inszenierung wird sexualisierte Gewalt szenisch dargestellt und explizit darüber gesprochen.