JONAS FREY

Kurzbiografie
Jonas Frey lebt mit seiner Familie in Mannheim und ist zeitgenössischurbaner Tänzer, Choreograf und Tanzvermittler. Nachdem er seine Liebe zum Tanz in der Heidelberger Breaking-Szene entdeckte, studierte er in den Niederlanden im Bachelor of Dance in Education an der ArtEZ School of Dance und im Master Choreografie an der Codarts University of the Arts und Fontys University of the Arts. Jonas Frey entwickelt, basierend auf seiner Philosophie der Hip Hop Kultur, künstlerische Arbeiten und erkundet die Potentiale des urbanen Tanz im Kontext zeitgenössischer Choreografie. Mit der Reflexion aus der urbanen Tanzszene hinaus, entstehen Arbeiten für klassische Bühnen wie auch für besondere Orte fern von Theatern.
Seine Arbeitsweise ist geprägt von einer Umgebung der Co-creation: Alle Beteiligten werden bestärkt ihre Position zu entwickeln und sich aktiv einzubringen, um Co-Autor*innen des Gesamtprozesses zu werden.
Zu sehen sind die Choreografien seiner Companie Jonas Frey im EinTanzHaus Mannheim sowie in zahlreichen nationalen und internationalen Gastspielen. Gemeinsam mit Julie Pécard leitet er die Junior Dance Company am EinTanzHaus, Mannheim. Außerdem ist er Co-Leiter von Mpower Urban, einem Projekt das Verbindungen zwischen urbaner und zeitgenössischer Tanzszene schafft.
An was arbeitest du während deiner Zeit als Grand Luxe- Stipendiat?
Als Grand-Luxe Stipendiat arbeite ich parallel an zwei Projekten: Das erste ist ein Solo, das autobiographische Elemente bearbeitet und in choreographische Bilder übersetzt.
Meine Familie väterlicherseits ist von der früheren niederländischen Kolonie Surinam geprägt. Tief in mir schlummert eine Faszination für dieses Land, die Geschichten meines Vaters. Dabei frage ich mich, ob kolonialistisches Gedankengut mich indirekt beeinflusst hat. Diese persönliche Narration reflektiere ich im Bezug zu meiner künstlerischen Praxis, die im Zwischenraum einer westlichen Kulturauffassung und urbanen Tanzformen stattfindet.. Immer wieder treffe ich auf Vorurteile und Auffassungen, was urbaner Tanz ist, der auf die afrikanische Diaspora zurückzuführen ist, und was man damit machen darf. In diesem Zusammenhang beschäftigt mich die Frage, wo etwas wie verortet werden kann, wo Innovation aufhört und wann kulturelle Aneignung beginnt.
Das zweite Projekt baut auf Themen der persönlichen Erinnerung und des Eigentums auf. In Vorbereitung eines Ensemble-Stückes, das ich gemeinsam mit der Choreografin und Tänzerin Julie Pécard umsetze, erkunde ich folgende Fragen: Wann wurde etwas, das wir geliehen haben, unser eigen? Wie können wir die Beziehung zu unseren Werten neu definieren? Im aktuellen politischen Klima von wachsenden nationalistischen Ideologien, beschäftige ich mich mit dem Akt des Teilens, Leihens, Nehmens und der Nachhaltigkeit. Das Land, in dem wir leben, die Kulturen, die wir annehmen… Was definiert uns? Wie können wir Unterschiede als Reichtum begreifen und von ihnen lernen?
In diesem Projekt werden verschiedene Bewegungssprachen zusammen gebracht, um gemeinsam eine tiefergehende Demokratie des Bühnenraums zu entwickeln.
What are you working on during your time as a Grand Luxe fellowship holder?
During my Grand Luxe fellowship, I am working on two projects in parallel: The first is a solo that deals with autobiographical elements and translates them into choreographic images.
My family on my father's side is shaped by the former Dutch colony of Surinam. I have a deep fascination for this country and my father's stories. I ask myself whether colonialist ideas have influenced me indirectly. I reflect on this personal narrative in relation to my artistic practice, which takes place in the space between a Western conception of culture and urban dance forms. Again and again I encounter prejudices and perceptions of what urban dance, which can be traced back to the African diaspora, is and what one is allowed to do with it. In this context, I am concerned with the question of where something can be localised and how, where innovation ends and when cultural appropriation begins.
The second project builds on themes of personal memory and ownership. In preparation for an ensemble piece that I am realising together with the choreographer and dancer Julie Pécard, I am exploring the following questions: When did something that we borrowed become our own? How can we redefine our relationship to our values? In the current political climate of growing nationalist ideologies, I am looking at the act of sharing, borrowing, taking and sustainability. The country we live in, the cultures we embrace... What defines us? How can we understand differences as richness and learn from them?
In this project, different movement languages are brought together to develop a deeper democracy of the space on stage.
Was inspiriert dich?
Mich inspiriert vor allem die intensive Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen. Im Kern wünsche ich mir immer die Begegnung. Ich liebe es, gemeinsam etwas Unbekanntes zu entdecken, mich auszutauschen, mit und von anderen zu lernen und etwas zusammen zu entwickeln. Vieles in meinem künstlerischen Schaffen führe ich auf meine Wurzeln im Breaking und in der Hip Hop-Kultur zurück: Die Philosophie von Gemeinschaft und dem Wunsch, aus dem, was man hat, etwas Besonderes zu machen, gibt mir Gefühl von Freiheit.
What inspires you?
I am inspired above all by the intensive collaboration with other artists. At the heart of it, I always want encounters. I love discovering something unknown together, exchanging ideas, learning with and from others and developing something together. I attribute a lot of my artistic work to my roots in breaking and hip hop culture: the philosophy of community and the desire to create something special out of what you have, gives me a sense of freedom.
Website/Instagram
www.jonas-frey.com
https://www.instagram.com/jonesy.frey/