Die Dreigroschenoper
Bertolt Brecht (Text) und Kurt Weill (Musik) unter Mitarbeit von Elisabeth Hauptmann // mit deutschen Übertiteln
Nie zuvor und niemals danach wurde Gesellschaftskritik in so wunderbare Musik verpackt wie bei Brecht-Weills DREIGROSCHENOPER. Von der „Moritat von Mackie Messer“ über den „Kanonensong“ und die „Ballade der Seeräuber-Jenny“ bis zum „Eifersuchtsduett“: Die aufregende Melange aus Kurt Weills Verschmelzung von Jazz, Operette und Jahrmarktsmusik und Bertolt Brechts ironiegetränkten Texten wirkt nach wie vor elektrisierend. Denn der Mond scheint weiterhin über Soho, Soldaten wohnen gerade wieder auf den Kanonen und der Haifisch, der hat immer noch scharfe Zähne!
„Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“, lässt Brecht seinen charismatischen und charmanten Schurken Macheath über eine kapitalistische Gesellschaft räsonnieren, in der sich Gauner wie (Spieß-)Bürger verhalten und jeder Einzelne jedes Anderen Feind ist. In diesem Haifischbecken herrscht das Recht des Stärkeren: Niemand kann sich hier Moral, Anstand und christlichen Glauben erlauben. Alle Beziehungen werden den Gesetzen des Marktes unterworfen. Genussvoll an seiner Zigarre ziehend, beobachtet Brecht mit zynischem Blick, wie seine Figuren versuchen, sich in diesem Hamsterrad zu behaupten und ihre Interessen – koste es, was es wolle! – durchzusetzen.
Schon bei der Uraufführung 1928 hat sich das vom Autor aufs Korn genommene Groß- und Kleinbürgertum köstlich über die eigene Doppelmoral und den Egoismus der Figuren sowie die „Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens“ amüsiert. Die Systemkritik kam gegen die Kulinarik des Werkes nicht an. Dabei gab es damals immerhin noch eine mächtige sozialistische Utopie als Gegenmodell. Wie sieht es heute aus, wo die herrschende kapitalistische Weltordnung von uns verinnerlicht und als alternativlos hingenommen und ertragen wird?
Nie zuvor und niemals danach wurde Gesellschaftskritik in so wunderbare Musik verpackt wie bei Brecht-Weills DREIGROSCHENOPER. Von der „Moritat von Mackie Messer“ über den „Kanonensong“ und die „Ballade der Seeräuber-Jenny“ bis zum „Eifersuchtsduett“: Die aufregende Melange aus Kurt Weills Verschmelzung von Jazz, Operette und Jahrmarktsmusik und Bertolt Brechts ironiegetränkten Texten wirkt nach wie vor elektrisierend. Denn der Mond scheint weiterhin über Soho, Soldaten wohnen gerade wieder auf den Kanonen und der Haifisch, der hat immer noch scharfe Zähne!
„Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“, lässt Brecht seinen charismatischen und charmanten Schurken Macheath über eine kapitalistische Gesellschaft räsonnieren, in der sich Gauner wie (Spieß-)Bürger verhalten und jeder Einzelne jedes Anderen Feind ist. In diesem Haifischbecken herrscht das Recht des Stärkeren: Niemand kann sich hier Moral, Anstand und christlichen Glauben erlauben. Alle Beziehungen werden ...
Musiktheater
Musikalische Leitung Johannes Knapp // Regie Hermann Schmidt-Rahmer // Bühne Pia Maria Mackert // Kostüme Regine Standfuss // Licht Michael Philipp // Ton Pascal Allgeier // Video Laurin Lampe // Dramaturgie Rüdiger Bering // Mit Jakob Kunath (Macheath, genannt Mackie Messer), Victor Calero (Jonathan Jeremiah Peachum), Mara Widmann (Celia Peachum, seine Frau), Katharina Ruckgaber (Polly Peachum, seine Tochter), Henry Meyer (Tiger Brown, Polizeichef von London), Lila Chrisp (Lucy, seine Tochter), Inga Schäfer (Die Spelunken-Jenny), Lasse Boje Haye Weber (Smith), Lorenz Kauffer (Filch), Lasse Boje Haye Weber, Lorenz Kauffer (Gangster, Bettler, Polizisten), Philharmonisches Orchester Freiburg //
Hinweise für Pädagog_innen: Wie empfehlen die Inszenierung für Schulgruppen ab Klassenstufe 9. Eine Materialsammlung zur Vor- oder Nachbereitung des Vorstellungsbesuchs ist hier abrufbar.
„Aus dem altbekannten Stoff hat das Team um Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer einen dramatischen und unterhaltsamen Abend gestaltet. (…) Die Darstellerinnen und Darsteller sind bis zur Unkenntlichkeit aufgebläht. Auf der Bühne entstehen Bilder wie aus einem überdimensionalen Comic, die man sicher nicht so schnell vergisst. Hat man sich als Zuschauerin oder Zuschauer einmal in die Szenerie eingefunden, will man nicht mehr aufhören zu gucken, zu staunen und zu kichern. So gelingt dem Team eine Inszenierung, die überraschend und zeitlos daherkommt. (…) Zu einem der vielen genialen Höhepunkte der Inszenierung im Theater Freiburg gehört übrigens, dass die Sängerinnen und Sänger immer wieder ihre Opernstimme auspacken und die Zuschauerinnen und Zuschauer mitreißen.“ Chris Libuda, SWR
„(…) Das liegt zu einen an der vom Jazzensemble des Philharmonischen Orchesters Freiburg perfekt getimten Musik. Dirigent Johannes Knapp meistert die vielen Tempowechsel und heiklen Übergänge mit großer Souveränität. Zum anderen brilliert das Ensemble. Michael Borth wird als Mackie Messer mit seinem kantablen Bariton und seiner darstellerischen Präsenz zu Everybody‘s Darling. Victor Calero ist ein schön zynischer Jonathan Peachum, Mara Widmann wird als Gattin zur coolen Drama Queen, Henry Meyer (Tiger Brown) ist ein beschränkter Polizeichef mit Hang zur Vulgärsprache. Polly (virtuos: Katharina Ruckgaber) glänzt als überdrehte Shoppingqueen. Mit Wumme in der Hand und Love-Sticker auf dem Bauch macht Inga Schäfer als Spelunken-Jenny eine gute Figur und sorgt im Salomonsong auch für nachdenkliche Momente.“ Georg Rudiger, nmz
„Was die hochtourige Freiburger Premiere zeigt: Selbst wenn man der Dreigroschenoper die herrschenden Verhältnisse unter den Füßen wegzieht, kann man mit ihr ideenreich unterhalten. Auch der große Applaus nach der finalen Pointe zeigt: Sie hält das aus.“ René Zipperlen, Badische Zeitung
„Wenn, wie im Großen Haus des Theater Freiburg, ein Bühnenklassiker wie Brechts Dreigroschenoper auf dem Programm steht, gilt die Neugier natürlich erstmal weniger dem Was als dem Wie. Und da setzen Pia Maria Mackerts Bühnebild und Regine Standfuss’ Kostüme gleich ein Ausrufezeichen. Gemeinsam versetzen sie das Publikum in einen 3-D-gewordenen Videospielklassiker à la Supermario. Zwischen drei Türmchen sind reichlich Treppengeländer für stetes Auf und Ab montiert, mit Drehkreuzen, Münzeinwürfen, Kassenautomat und Hamsterrad als Gimmicks beim Wechseln der Ebenen. Durch diese Treppengänge wuselt das Ensemble als wabbelige Teletubbiebirnen mit Clownsköpfen als hätte Nintendo sie persönlich choreographiert. (…) schlüssig durchgestylte, gute Unterhaltung.“ Jürgen Reuß, nachtkritik.de
„Vor allem aber schälen sich aus dem Horror-Clown-Geschwader nun sehr tolle Sängerinnen und Sänger: ‚Salomon Song‘ ist wunderschön, Inga Schäfer (Mezzosopran) ist eine heißblütige Jenny, Lila Chrisp (Mezzosopran) eine umwerfend komische Lucy als Queen-Parodie, Katharina Ruckgaber (Sopran) eine kesse Polly (‚Ich mach dich Krankenhaus!‘). (…) Das knurpst sich weg wie eine Tüte Chips, das Publikum ist hellwach und lachfreudig. Ein rasantes Tohuwabohu mit viel Slapstick – trashiges Entertainment.“ Marion Klötzer, Kulturjoker