Großes Haus

Dido und Aeneas

Zum letzten Mal // von Henry Purcell // In englischer Sprache

Das ergreifende Lamento am Ende von Purcells Oper, das in einer niederdrückenden Abwärtslinie den Schmerz der Königin und Politikerin Dido über den Verlust alles Lebenswerten ohne Unterlass in den Gehörgang meißelt, ist nichts anderes als ein Denkmal. Ein musikalisches Denkmal für eine Frau, der bei Vergil nicht mehr als die Nebenrolle zugedacht war. Die Hauptrolle nämlich, war bereits vergeben. An einen Heroen aus dem brennenden Troja: an Aeneas. In Nordafrika macht er nur kurze Rast, am Hofe Didos, bei der Jagd und beim Liebesakt. Zeit genug, dass Dido sich verliebt. Obwohl sie nie mehr lieben will und darf. Der Rest ist ihre Tragödie, nicht seine. Denn Dido will unter allen Umständen ihre Unabhängigkeit bewahren: Remember me, but forget my fate. Erinnert will sie werden, aber nicht vom tragischen Ende aus betrachtet, sondern auf dem Höhepunkt ihres Seins. Purcell fühlt mit – und setzt ihr das bestaunens- und hörenswerte, tönende Denkmal. In der Haupt- und Nebenrolle: Dido – als unabhängige Herrscherin und verhängnisvoll Liebende. Regisseur Tilman Knabe, scharfsichtig, bildmächtig und denkmalerfahren, seziert die verschiedenen Rollen der Dido sehr genau – und spürt mithin den feinen Grenzlinien zwischen politischer Propaganda und privater Tragödie nach.

Das ergreifende Lamento am Ende von Purcells Oper, das in einer niederdrückenden Abwärtslinie den Schmerz der Königin und Politikerin Dido über den Verlust alles Lebenswerten ohne Unterlass in den Gehörgang meißelt, ist nichts anderes als ein Denkmal. Ein musikalisches Denkmal für eine Frau, der bei Vergil nicht mehr als die Nebenrolle zugedacht war. Die Hauptrolle nämlich, war bereits vergeben. An einen Heroen aus dem brennenden Troja: an Aeneas. In Nordafrika macht er nur kurze Rast, am Hofe Didos, bei der Jagd und beim Liebesakt. Zeit genug, dass Dido sich verliebt. Obwohl sie nie mehr lieben will und darf. Der Rest ist ihre Tragödie, nicht seine. Denn Dido will unter allen Umständen ihre Unabhängigkeit bewahren: Remember me, but forget my fate. Erinnert will sie werden, aber nicht vom tragischen Ende aus betrachtet, sondern auf dem Höhepunkt ihres Seins. Purcell fühlt mit – und setzt ihr das bestaunens- und hörenswerte, tönende Denkmal. In der Haupt- und Nebenrolle: Dido – als unabhängige ...

Musiktheater

Mitwirkende

Musikalische Leitung Hiroki Ojika // Regie Tilman Knabe // Bühne Wilfried Buchholz // Kostüme Gisa Kuhn // Licht Dorothee Hoff // Ton Benjamin Kurz // Video Daniel Lozano // Chordirektor Norbert Kleinschmidt // Dramaturgie Heiko Voss // Studienleitung Thomas Schmieger // Mit Irina Jae-Eun Park (Dido), Roberto Gionfriddo (Aeneas), Katharina Ruckgaber (Belinda), Junbum Lee (Sailor), Juan Orozco (Sorceress), Janina Staub (2nd Woman / Spirit), Anja Steinert (1st Witch), Yulianna Vaydner (2nd Witch), Statisterie des Theater Freiburg, Margarete Nüßlein, Jae Seung Yu, Yeonjo Choi, Charis Peden (Opernchor des Theater Freiburg), Philharmonisches Orchester Freiburg //

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"[...]Musikalisch entwickelt der Abend Überzeugungskraft. Ektoras Tartanis leitet das Philharmonische Orchester mit großer Kenntnis barocker Spielweise – Schwelldynamik, vibratoarmer Ton und hohe Durchsichtigkeit zeichnen das Spiel aus. Nicht puristisch, aber erhellend: Aeneas’ erste Arie oder das "Haste, haste to town" im 2. Akt begleitet ein Schlagzeug – die Nähe Purcells zum Rock oder der Minimal Music à la Michael Nyman ist verblüffend. Roberto Gionfriddo singt den Aeneas dem verordneten Profil gemäß mit Power und virilem Tenor. Ebenfalls mit rustikal-baritonaler Schärfe: Juan Orozco in der ins Maskuline gedrehten Rolle der Zauberin. Neben dem von Norbert Kleinschmidt einstudierten, schlackenfrei singenden Chor geben die Frauenrollen in dieser Produktion den Ton an. Besonders hervorzuheben sind Janina Staub (Zweite Frau/Geist) und Katharina Ruckgaber als Belinda mit messerscharfer Artikulation. Inga Schäfer lebt die Dido in all ihrer Tragik – ihre Abschiedsklage ist ein naturalistisches barockes Lamento von höchster Güte: "Remember me". Ihr Schicksal, so will es die Königin, sollen wir ohnedies vergessen." (Alexander Dick, Badische Zeitung, 29. April 2021) Zur vollständigen Rezension geht es hier