Großes Haus

Rusalka

Relaxed Performance // Oper von Antonín Dvořák // Einführung um 17.15 Uhr im Großen Haus (Saal) // mit deutschen und französischen Übertiteln // Pause nach dem 2. Akt

Nachdem das Elementarwesen Rusalka seine Stimme gegen eine menschliche Seele eingetauscht hat, um dem Geliebten wesensnah zu sein, werden sich die Wassernixe und der Prinz fremder und fremder – und je weiter sie sich voneinander entfernen, desto existenzieller wird der Drang zu einer grundlegenden Trauerarbeit. Wie kann man den Verlust alles Lebenswerten und -inhalts aufarbeiten? Was muss losgelassen und was für immer festgehalten werden? Auch Seelen können sprechen, doch Rusalkas kann der Prinz nicht verstehen. Und so ist Rusalka stummer als stumm – bis auf die Arien, die aus der Tiefe einer anderen Welt in ihrem Innern tönen. Am Ende erhebt sich Rusalka irrlichternd über den See. Doch gerade das Irrlicht ist für den Prinzen zum Fixstern geworden – in einem lyrischen Märchen über tödliche Nähe und einen Abstand, der ebenso tötet.
Regisseurin Kateryna Sokolova, die mit ihrer filmischen Lesart von Leoš Janáčeks Oper DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN einen überaus phantasievollen Einstand in Freiburg gegeben hat, setzt mit den spätromantischen Klangwelten Antonín Dvořáks ihre Erkundung des tschechischen Opernrepertoires fort.

So, 16.07.2023 – RUSALKA als RELAXED PERFORMANCE
Entspannt ins Theater gehen: Ab sofort bieten wir ausgewählte Vorstellungen als RELAXED PERFORMANCES an. Bei diesen Veranstaltungen herrscht eine entspannte und lockere Atmosphäre. Das Format heißt alle Besucher_innen willkommen, für die langes Stillsitzen eine Barriere darstellt, beispielsweise Menschen mit Demenz und deren Begleitpersonen, Menschen im Autismus-Spektrum, Menschen mit Tourette, Menschen mit chronischen Schmerzen oder oder oder …
Geräusche im Publikum sind ausdrücklich erlaubt, das Licht im Saal bleibt an (gedimmt), die Türen sind offen – und wer eine Pause braucht oder sich bewegen möchte, kann den Raum jederzeit verlassen und später zurückkehren. Auf der Bühne gibt es kein Stroboskoplicht und keine extrem lauten Geräusche.

Inhaltshinweise zu RUSALKA als RELAXED PERFORMANCE

Lautstärke: RUSALKA ist eine hochemotionale Geschichte über das Leiden einer Wassernixe, die sich nach einem anderen Leben sehnt. Die Emotionalität des Wasserwesens überführt Antonín Dvořák in seine Musik, so dass es immer wieder zu lauten, intensiv musizierten Stellen kommt, die dem inneren Schmerz Rusalkas musikalisch Ausdruck verleihen.

Geisterwelten: Die Geschichte Rusalkas ist zwischen zwei Welten angesiedelt: der Menschenwelt und einer Welt der Wasserwesen. Die Unterwasserbewohner sind Elementargeister. Sie sind den Menschen durchaus ähnlich, aber sie kommen aus einer Parallelwelt, die den Menschen unheimlich ist. Sie sind grell gezeichnet und werden immer wieder zu Fratzen, vor denen sich die Menschen fürchten.

Blut: Die Inszenierung betont nicht nur die Unterscheidung zwischen Menschen- und Geisterwesen, sie betont auch, dass die Wasserwelt eine Welt der Untoten ist. Rusalka gehört dieser Geisterwelt an. Sie ist von Beginn des Abends an eine Verstorbene, um die getrauert wird. Die Inszenierung verdeutlicht dies, indem auf ihrem weißen Kleid ein großer Blutfleck erscheint, der die Wunde markiert, die ihr am Ende der Oper durch ein Messer zugefügt wird.

Trauerarbeit: Der Prinz muss Rusalkas Tod verarbeiten und leistet über den gesamten Abend eine kräfteraubende Trauerarbeit. Er sehnt sich danach, Rusalka zurückzuhaben, und nimmt über Jezibaba, die Hexe, die als eine Art Medium fungiert, Kontakt zur Welt der Toten auf. Rusalka ihrerseits tauscht bei Jezibaba ihre Stimme gehen eine lebendige Seele ein, mit der sie zurück in die Welt der Menschen kann, in der sie dem Prinzen wiederbegegnet.
Messer: Schon zu Beginn der Oper befasst sich der Prinz mit Suizidgedanken, um seiner verlorenen Geliebten, Rusalka, ins Totenreich zu folgen. Er greift immer wieder zum Messer und setzt es an die Pulsadern, findet dann aber nicht die Kraft, den Schnitt zu setzen. Die Geisterwesen sehen seinen inneren Kampf und greifen bisweilen selbst zum Messer, mit dem sie die Versuche des Prinzen visuell aufnehmen und ihre Kommentare dazu geben.

Unglücksfall: Am Ende der Oper wird szenisch „nachgeliefert“, wie Rusalka zu Tode gekommen ist. Nachdem ihr der Prinz mit der fremden Fürstin untreu geworden ist und Rusalka den Verrat an ihrer Beziehung aufgedeckt hat, kommt es zu einer Auseinandersetzung mit dem Prinzen, bei der sie zum Messer greift. Im Gerangel um das Messer wird es unabsichtlich in Rusalkas Körper gestoßen – es bereitet ihr die Wunde, die bereits zu Beginn der Oper durch das Blut an ihrem Kleid markiert ist. Auch wenn der Prinz das nicht wollte: Er ist verantwortlich für den Tod Rusalkas.

Länge: Das ausdauernde Ringen Rusalkas um den Kontakt zu den Lebenden und das Ringen des Prinzen um das innere Gleichgewicht im Angesicht des von ihm verschuldeten Tod seiner Geliebten, nimmt einen ausgedehnten Zeitraum in Anspruch und schlägt sich auch in der realen Aufführungsdauer der Oper nieder: Die Gesamtdauer der Vorstellung RUSALKA beträgt 2 Stunden und 50 Minuten inklusive einer Pause von ca. 20 Minuten, die nach dem zweiten Akt (ca. nach 1 Stunde und 40 Minuten Spieldauer) sein wird.

Nachdem das Elementarwesen Rusalka seine Stimme gegen eine menschliche Seele eingetauscht hat, um dem Geliebten wesensnah zu sein, werden sich die Wassernixe und der Prinz fremder und fremder – und je weiter sie sich voneinander entfernen, desto existenzieller wird der Drang zu einer grundlegenden Trauerarbeit. Wie kann man den Verlust alles Lebenswerten und -inhalts aufarbeiten? Was muss losgelassen und was für immer festgehalten werden? Auch Seelen können sprechen, doch Rusalkas kann der Prinz nicht verstehen. Und so ist Rusalka stummer als stumm – bis auf die Arien, die aus der Tiefe einer anderen Welt in ihrem Innern tönen. Am Ende erhebt sich Rusalka irrlichternd über den See. Doch gerade das Irrlicht ist für den Prinzen zum Fixstern geworden – in einem lyrischen Märchen über tödliche Nähe und einen Abstand, der ebenso tötet.
Regisseurin Kateryna Sokolova, die mit ihrer filmischen Lesart von Leoš Janáčeks Oper DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN einen überaus phantasievollen Einstand in Freiburg ...

Musiktheater

Mitwirkende

Musikalische Leitung Ektoras Tartanis // Regie Kateryna Sokolova // Bühne Nikolaus Webern // Kostüme Constanza Meza-Lopehandia // Licht Dorothee Hoff // Chordirektor Norbert Kleinschmidt // Dramaturgie Heiko Voss // Mit Ani Yorentz (Rusalka), Jenish Ysmanov (Prinz), Caroline Melzer (Fremde Fürstin), Jin Seok Lee (Wassermann), Anja Jung (Jezibaba), Junbum Lee (Heger), Inga Schäfer (Küchenjunge), Janina Staub (1. Elfe), Lila Chrisp (2. Elfe), Alina Kirchgäßner (3. Elfe), Hyunhan Hwang (Jäger), Philharmonisches Orchester Freiburg, Opernchor des Theater Freiburg //

„Dvorák hat Wagners Leitmotivtechnik und seine eigene in den 1890er Jahren entwickelte Konzeption einer Naturlautmusik in „Rusalka“ ideal miteinander verwoben. Das Philharmonische Orchester ist deren brillanter Botschafter. Ektoras Tartanis lässt die lyrische Tonsprache in ihren Schattierungen aufblühen, die dynamischen Abstufungen sind maximal differenziert. (…) Dazu passt das hohe vokale Niveau. (…) Beifallsstürme.“ (Alexander Dick, Badische Zeitung) Zur vollständigen Rezension geht es hier

„Antonin Dvoraks ‚Rusalka‘ ist ohnehin ein Meisterwerk. Am Theater Freiburg kann man es aber auch als ein solches erleben. Das ist mit großer Unbedingtheit als Opernereignis erster Güte zu empfehlen.“ (Bernd Künzig, SWR2) Zur vollständigen Rezension geht es hier

„Ani Yorentz‘ (Sopran) Rusalka vermag es, ihren Schmerz, geboren aus ihrem Wollen, unbegrenzt darzustellen; die Aufeinandertreffen mit Tenor Jenish Ysmanovs Prinzen, das daraus entstehende emotionale Zermalmen der Figuren ist von beiden erschreckend schön dargestellt. (…) Der Einsatz der Drehbühne, die passgenaue Choreografie, das Ineinandergreifen von Licht (Dorothee Hoff) und Effekten allein geben dieser ‚Rusalka‘ eine Ästhetik, die betört (…) Ektoras Tartanis leitet das Philharmonische Orchester Freiburg exzellent, jede musikalische Regung wird gebührend getragen und die poetisch-schöne Wehmütigkeit der Partitur kommt auch unter dem Einsatz des Opernchors des Theater Freiburg (Chordirektor: Norbert Kleinschmidt) mit dem unverkennbaren Reiz der Folklore, bittersüß und vollkommen zum Ausdruck.“ (E. Engler, Das Opernglas, Mai 2023)

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